Wenn ich Multimillionär wäre könnte ich auch solche Reden schwingen.
Wer halt hat der kann auch geben.
Wer aber glaubt das solche Einzelbeispiele Schule machen ist schlichtweg ein Träumer.
Gesetzlich verankert wird soetwas mit Sicherheit auch nicht.
Was soll es ,also solche Einzeltäter hier so hervorzuheben???
Dazu:
Herr Krämer bittet zur Kasse
Ein Hamburger Multimillionär will, dass die Reichen höhere Steuern zahlen. Wie kommt er dazu?
Peter Krämer zieht sein Jackett aus, er bittet um ein Glas Wasser, er trinkt einen Schluck, er zieht sein Jackett wieder an, er hat Schweiß auf der Stirn, noch fünf Minuten bis zur Sendung. Den ganzen Tag lang hat er Interviews gegeben, am Telefon, im Büro, in seiner Wohnung. Er ist angespannt. Er erlebt das nicht jeden Tag, die Mikrofone, die Scheinwerfer, die Journalisten. Aber ohne sie kommt nicht aus, wer Einfluss nehmen will, und genau das will Peter Krämer. Er will diese Forderung verbreiten, diesen Satz, den er auch jetzt wieder sagt, als er an diesem Samstagabend im des Norddeutschen Rundfunks vor der Kamera steht.
Er sagt, die Reichen in Deutschland müssten endlich höhere Steuern zahlen.
Eigentlich ein ziemlich langweiliger Satz.
Tausendfach schon wurde er wiederholt im Streit um das Haushaltsloch, das in diesen Tagen jeder in der Republik möglichst schnell schließen will, und fast jeder auf die gleiche Weise: nämlich, indem es den jeweils anderen wehtut. Die Unternehmer fordern, der Staat solle weniger Geld ausgeben für Arbeitslose, für Rentner. Die Gewerkschaften fordern, der Staat solle sich mehr Geld holen von Managern, Aktionären, Unternehmern. Von den Reichen.
Wenn Peter Krämer das sagt, ist es nicht langweilig, sondern überraschend. Denn Peter Krämer ist selbst ein Reicher, ein Multimillionär. Offenbar ein ziemlich ungwöhnlicher.
Seinen Aufruf haben Günter Grass und Peter Rühmkorf unterzeichnet.
Er hat einen offenen Brief an die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und den (Noch-)SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering geschrieben, darin der Aufruf: »Belasten Sie die Vermögenden, statt den Arbeitnehmern und Rentnern weitere Opfer abzuverlangen.« So stand es vergangenen Samstag in jeweils ganzseitigen Anzeigen in der Frankfurter Allgemeinen und in der Hamburger Ausgabe von Bild. Einundzwanzig Personen haben unterzeichnet, unter ihnen einige Prominente wie die Schriftsteller Günter Grass, Erich Loest und Peter Rühmkorf. Am unteren Rand der Anzeigen, verantwortlich im Sinne des Presserechts, der Initiator der Aktion: »Peter Krämer, Mattentwiete 1, 20457 Hamburg«. Mehr steht da nicht.
Mehr erfährt, wer sich zu dieser Adresse begibt. Ein Bürohaus, nicht weit vom Hafen, neben der Glastür ein Schild: »Marine Service«. Eine Reederei. Das ist Krämers Firma. Schmale Gänge, niedrige Decken, beigefarbener Teppich. Hier arbeitet er seit 23 Jahren, hier ist er reich geworden. Das heißt, arm war er eigentlich nie.
Peter Krämer, 54 Jahre alt, weißgraue Haare, groß, nicht mehr ganz schlank, war einmal, was man ein Kind aus gutem Hause nennt. Der Vater hat die Reederei aufgebaut, der ältere Bruder soll das Geschäft übernehmen, Peter Krämer später dazustoßen, aber das hat noch Zeit. Anfang der siebziger Jahre geht er zunächst an die Uni. Er denkt so, wie damals viele junge Leute denken, nämlich links, schreibt sich ein für Pädagogik und Soziologie, demonstriert gegen den Vietnam-Krieg. Nach einem Jahr wechselt er zu Jura, weil das doch etwas mehr mit der Firma zu tun hat. Er legt sein Examen ab, beginnt die Doktorarbeit. Da stirbt sein Bruder, mit 37 Jahren, an Krebs. 1982 ist das, Peter Krämer muss, fast von heute auf morgen, die Reederei übernehmen. So wird er zum alleinigen Unternehmenschef. Aus traurigem Zufall, nicht weil es ihn dazu gedrängt hätte.
Er hat jahrelang ein Leben fern der Firma gelebt, unter Leuten, die eher politisch als wirtschaftlich dachten. Vielleicht erklärt das ein wenig, weshalb Peter Krämer heute eine Besonderheit unter den deutschen Unternehmern ist. Ihm fehlt der ökonomische Geltungsdrang vieler Selfmade-Millionäre, die oft schon als Kinder vom Firmenimperium träumen. Bürokratie und Steuern empfinden sie meist als unverschämte Einmischung auf dem Weg nach oben, und diese Form der Staatsfeindschaft pflegen sie meist auch dann noch, wenn es auf ein paar hunderttausend Euro mehr oder weniger nicht mehr ankäme. Der Staat hat ihnen nie etwas geschenkt, warum sollten sie ihm jetzt mehr Geld geben als unbedingt nötig.
Man kann das wohl durchaus so sehen, Peter Krämer aber sieht es anders. 60.000 Euro hat er dafür gezahlt, um in FAZ und Bild für höhere Steuern zu werben.
Seine Reederei hat das beste Jahr in ihrer Geschichte erlebt
Nach Angabe des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung besitzen heute die wohlhabendsten zehn Prozent der Deutschen fast die Hälfte des gesamten Privatvermögens. Die ärmsten zehn Prozent dagegen haben gar nichts, nur Schulden. Gleichzeitig besteuert nach Berechnung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kaum ein Industrieland die Vermögen so niedrig wie die Bundesrepublik. Amerikaner, Briten und Franzosen zahlen, gemessen an der Wirtschaftsleistung, viermal so viel Grund-, Erbschaft-, Schenkung- und Vermögensteuer wie die Deutschen. »Das ist ein Skandal«, sagt Krämer. Der Abstand zwischen Arm und Reich dürfe sich nicht weiter vergrößern. Einer wie er sei da in der Pflicht. Einer von 760000 Millionären in Deutschland. »Schließlich habe ich 20 Jahre lang gut verdient.«
Dabei beginnt seine Unternehmerlaufbahn nicht gerade hoffnungsvoll. Als Peter Krämer die Firma übernimmt, steckt die Branche in der Krise. Sein Geschäft besteht, vereinfacht gesagt, darin, Schiffe zu kaufen und gewinnbringend an andere Unternehmen zu vermieten. Krämers Tanker verfrachten flüssige Energie, Gas vor allem und Öl. Anfang der Achtziger aber schwächt die Wirtschaftskrise die weltweite Nachfrage. Billigere Schiffe aus Fernost lassen die Chartergebühren einbrechen.
Peter Krämer muss die Kosten reduzieren. Also verkauft er Schiffe, entlässt fünf der damals 40 Mitarbeiter. So pragmatisch ist er dann doch. Schließlich weiß er, wie man eine Bilanz liest. Er ist Kaufmann, trotz allem, wenn er es während des Studiums nicht war, dann ist er es irgendwann geworden. Den Weltverbesserer sieht man ihm nicht an. Krämer trägt gern Anzüge, die Initialen »PK« stehen dunkelblau auf der Brusttasche des hellblauen Hemdes, passend zur Krawatte.
Mit dem Sparkurs kommt Krämer durch die Krise und hofft auf bessere Zeiten. Er muss nicht lange warten. Der Kalte Krieg geht zu Ende, in Asien entstehen neue Industriemächte, die Weltwirtschaft vernetzt sich, und keine Branche profitiert davon so wie die Schifffahrt. Sie sorgt dafür, dass die Netze überhaupt erst entstehen. 85 Prozent des Welthandels werde über die Meere abgewickelt, sagt Krämer, trotz Lastwagen, Eisenbahn und Flugverkehr. Gut für die Seefahrt, gut für Peter Krämer, der so zum Globalisierungsgewinner avanciert. Seine Tanker fahren nach Nord- und Südamerika, nach Afrika und Asien. Heute hat Krämer 70 Angestellte, er unterhält 35 Schiffe. Das Jahr 2004 war für die deutschen Reeder das beste Jahr in der Geschichte, auch für Marine-Service.
Er könnte jetzt die nächsten zehn, fünfzehn Jahre so weitermachen, nach noch mehr Millionen streben. Das wäre der typische Weg des geborenen Unternehmers. Krämers Ehrgeiz aber richtet sich auf andere Ziele. Genauer gesagt, wieder auf die alten Ziele. An der Uni hat er Flugblätter verteilt. Jetzt bringt er offene Briefe in Umlauf. Schon einmal hat er eine politische Zeitungsanzeige geschaltet, ähnlich wie jetzt, damals ging es gegen den Irak-Krieg. Er hat einen Teil seiner Tanker nach Widerstands- und Freiheitskämpfern benannt. Hans Scholl, Sophie Scholl, Simon Bolivar. Als er darüber nachdachte, ein weiteres Schiff Nelson Mandela zu taufen, kam er in Kontakt mit der Stiftung des ehemaligen Anti-Apartheid-Kämpfers und auf die Idee mit der Kampagne Schulen für Afrika, organisiert von Unicef und unterstützt von der Nelson Mandela Foundation.
Bis 2009 sollen 5000 neue Schulen entstehen, in Angola, Malawi, Mosambik, Ruanda, Simbabwe und Südafrika. 750.000 Euro hat Krämer gespendet und angekündigt, dass er jede weitere private Spende für das Projekt aus eigener Tasche verdoppeln werde, bis zu einer Höhe von weiteren drei Millionen.
Ein Vierteljahr lang hat Peter Krämer gesucht, bis er die zwanzig Mitstreiter für seine Zeitungsanzeigen gefunden hatte. Neben Schriftstellern, Wissenschaftlern und Journalisten haben auch einige andere Wohlhabende den offenen Brief unterschrieben. Unternehmer wie Krämer aber sind nicht unter ihnen. »Ich weiß, dass ich zu einer kleinen Minderheit gehöre«, sagt er.
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Man kann alles zensieren und durch Regeln beschränken. Nur dann darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann viele weg bleiben.
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Ich baue grundsätzlich in allen Beiträgen absichtlich Rechtschreibfehler ein um den Leser und ganz speziell den "Klugscheissern" zusätzlichen Spaß zu bereiten und meine Beiträge interessanter zu machen.
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Lui am 03.12.2009 20:12.
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