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Niclas Niclas ist männlich
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Zahrte in der FAZ (von heute) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Die Elbe und der Wahlkampf
Peitschende Wellen, tiefer Grund

Von Johannes Ritter


Ein Containerschiff auf dem Weg in Richtung Elbmündung23. Februar 2008 Kraftvoll pflügt die „Humen Bridge“ durch den Altenbrucher Bogen. Ein kalter Wind fegt über diesen Teil der Unterelbe, der so breit ist, dass das Ufer auf der anderen Seite kaum noch auszumachen ist. Das 340 Meter lange Containerschiff aus Panama scheint zum Greifen nah. Zunächst sinniert man noch, ob wohl Legastheniker bei der Namenswahl Pate standen. Doch dann erweckt etwas anderes die Aufmerksamkeit: Ausgehend vom gewaltigen Heck des Stahlkolosses, rauscht eine lange Welle, mehr als einen halben Meter hoch, zum Ufer und peitscht auf das Deichvorland.

„Da, sehen Sie“, sagt Harald Zahrte, „das passiert hier andauernd. Dabei ist das Schiff nicht einmal zu schnell gefahren.“ Von Hamburg kommend und das offene Meer gleichsam schon vor Augen, geben die Kapitäne an dieser Stelle gerne mal Gas, was den Wellenschlag erhöht. Zahrte ist besorgt. Er ist Bürgermeister der Samtgemeinde Hadeln und Stadtdirektor in Otterndorf. Das beschauliche Städtchen liegt gleich hinter dem Deich auf der niedersächsischen Seite kurz vor Cuxhaven. Für Menschen, die eineinhalb Meter unter dem Meeresspiegel leben, ist der Begriff „Deichsicherheit“ mehr als ein Schlagwort. Der Deich bei Otterndorf ist 8,30 Meter hoch. Das klingt hoch und sieht hoch aus. Aber die Tangablagerungen im Gras zwei Meter unterhalb der Deichkrone zeigen, wie weit das Wasser schon bei einer gewöhnlichen Springflut steigt.

Je nach Wahlausgang könnte das Thema schnell an Brisanz gewinnen

Im Moment sei das noch kein Problem, sagt der parteilose Bürgermeister. Aber Zahrte fürchtet, dass sich die Sicherheitslage bald deutlich verschlechtert. Nämlich dann, wenn die Elbe zwischen Hamburg und der Nordsee wie geplant um einen weiteren Meter vertieft wird, damit künftig auch die großen Containerschiffe voll beladen und unabhängig von Ebbe oder Flut den Hafen anlaufen können. „Das Wasser fließt schneller. Also steigt der Strömungsdruck an unserem Ufer“, beschreibt Zahrte die möglichen Folgen der Buddelei. Der Bürgermeister ist mit seinen Bedenken nicht allein: Der zuständigen Planfeststellungsbehörde liegen 5200 Einwendungen vor.

Auch in Hamburg weiß man spätestens seit 1962, wie wichtig der Schutz vor dem Wasser ist. Damals überspülte eine verheerende Sturmflut die Hansestadt. Trotzdem spielte das Thema Elbvertiefung im Kampf um die Bürgerschaftswahlen an diesem Sonntag kaum eine Rolle. Denn der seit 2004 regierende CDU-Bürgermeister Ole von Beust und sein SPD-Herausforderer Michael Naumann sind sich einig: Nur eine tiefere Elbe ist ein gute Elbe. Der Hamburger Senat hat sich kürzlich sogar dagegen ausgesprochen, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu erklären. Dahinter steckt die Furcht, ein solcher Status könne die „Fahrrinnenanpassung“, so die verharmlosende Bezeichnung, erschweren oder gar verhindern. Je nach Wahlausgang könnte das Thema schnell an Brisanz gewinnen: Denn die Grünen und die Linken lehnen eine Elbvertiefung ab - ein potentieller Streitpunkt in etwaigen Koalitionsverhandlungen.

„Wenn das so weitergeht, ist das Watt in fünf oder sechs Jahren weg“

Zu den Gegnern entlang der Elbe zählen nicht nur Naturschützer, die befürchten, dass Fischarten aussterben, weil Flachwasserzonen verschwinden. Auch die 3000 Beschäftigten in den 800 Obstbaubetrieben, die hinter dem Damm südwestlich der Elbe leben und arbeiten, bangen. Warum? Das erklärt Matthias Görgens von der Obstbauversuchsanstalt Jork: „Die Obstbauern nutzen das Elbwasser zur Bewässerung und zum Frostschutz. Doch durch die Vertiefung steigt bei Flut mehr salzhaltiges Wasser die Elbe in Richtung Hamburg hoch. Der höhere Salzgehalt schadet den Früchten. Im schlimmsten Fall droht ein Totalausfall der Ernte.“


"Wenn das Projekt scheitert, sind 30.000 der 160.000 Arbeitsplätze gefährdet"
Auch Bürgermeister Harald Zahrte führt wirtschaftliche Argumente ins Feld: Seit der letzten Elbvertiefung im Jahr 2000 hätten sich in Otterndorf gravierende Veränderungen ergeben. „Wir verlieren jedes Jahr 100 Meter Watt. Wenn das so weitergeht, ist das Watt in fünf oder sechs Jahren weg.“ Das sei schlecht für das Geschäft mit den Touristen, das neben der Landwirtschaft die wichtigste Einnahmequelle sei. 60.000 Gäste tummeln sich Jahr für Jahr in den engen Gassen des hübschen Klinkerbau-Städtchens. Noch viel wichtiger ist für Zahrte freilich die Schutzwirkung des Watts als Vorfläche des Deichs.

Selbst Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU), glühender Befürworter der Elbvertiefung, gibt zu, dass Zahrtes Bedenken nicht von der Hand zu weisen sind: „In Otterndorf müssen wir was tun.“ Auch die Deiche im Obstanbaugebiet Alten Land (nahe Hamburg) und im Landkreis Harburg müssten verstärkt werden. Die Sorgen der Obstbauern will Uldall mit zusätzlichen Grundwasserquellen zerstreuen. Die Umweltschützer sollen mit künstlichen Flachwasserzonen beruhigt werden. Im Übrigen sei die Elbvertiefung unter ökologischen Gesichtspunkten das Beste, was man sich vorstellen könne: „Um die Ladung eines Schiffes mit 8000 Containern zu übernehmen, brauchen Sie 160 Züge oder 6400 Lastwagen. Da ist es doch besser, wenn man die Waren über 100 Kilometer auf der Elbe ins Landesinnere bringt.“


"Die Alternativen heißen Rotterdam oder Antwerpen"
„Die Elbvertiefung ist non existentieller Bedeutung“

Der Wirtschaftssenator entwirft ein Schreckensszenario für den Fall, dass die Elbvertiefung nicht kommt: „Wenn das Projekt scheitert, sind 30.000 der 160.000 Arbeitsplätze gefährdet, die heute direkt und indirekt am Hamburger Hafen hängen.“ Komme die Vertiefung, werde sich der Containerumschlag bis 2015 auf rund 18 Millionen Standard-Container nahezu verdoppeln. „Das bringt zusätzlich 14.000 Arbeitsplätze“, rechnet Uldall hoch.

„Die Elbvertiefung ist für Hamburg von existentieller Bedeutung“, sekundiert Dethold Aden. Der Präsident der Seehafenverbandes und Chef des Bremer Hafenbetriebs BLG blickt sogar über die Grenzen der Hansestadt hinaus: „Wenn wir die wirtschaftliche Bedeutung der Bundesrepublik und die der Nordregion durch ihre Häfen erhalten wollen, dann muss der Ausbau kommen.“

Es sind die Reeder, die Hamburg zum Handeln zwingen. Michael Behrendt, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd, beschreibt das Problem wie folgt: Die Reedereien müssten ihren Fahrplan auf die Tide ausrichten, um auf der Flutwelle nach Hamburg „hineinzureiten“. Bei der Einfahrt sei das nicht so schlimm, da die Ladung aus Fernost relativ leicht sei und der Tiefgang daher in der Regel ausreiche. Aber ausgehend sei die Ladung schwer und das sogenannte Tidenfenster mit gerade mal 80 Minuten sehr knapp. „Wenn es also bei der Beladung zu Verzögerungen kommt, muss entweder die Beladung abgebrochen werden oder das Schiff muss auf die nächste Tide warten. Dies ist ein untragbarer Zustand“, sagt Behrendt.

„Dann haben andere Häfen einen Wettbewerbsvorteil“

Hinzu kommt, dass die Containerschiffe größer werden und tiefer im Wasser liegen. Heute können Schiffe bis zu einem Tiefgang von 13,50 Metern Hamburg tidenabhängig verlassen. Die neuen Großschiffe, auf die 8000 bis 13.000 Container passen, benötigen aber eine Tauchtiefe von 14,50 Metern. Daher warnt Verbandschef Aden: „Wir brauchen die Elbvertiefung, damit die Schiffe jederzeit voll beladen die Häfen erreichen können. Wenn sie das nicht können, dann haben andere Häfen einen Wettbewerbsvorteil.“

Hapag-Lloyd-Chef Behrendt argumentiert in die gleiche Richtung: „Hafenanlagen sind nicht ohne weiteres zu verlagern. Schiffe dagegen sind flexibel.“ Wenn die Elbvertiefung nicht komme, gehe es nicht um eine Verlagerung von Diensten nach Bremerhaven oder Wilhelmshaven. „Die Alternativen heißen Rotterdam oder Antwerpen.“ Der in Wilhelmshaven geplante Tiefwasserhafen sei mit einer Abfertigungskapazität von 2,7 Millionen Containern viel zu klein.

Wie geht es nun weiter? Die Finanzierung der Buddelarbeit ist gesichert. Mehr als zwei Drittel der veranschlagten Kosten von 340 Millionen Euro übernimmt der Bund, weil die Elbe eine Bundeswasserstraße ist. Den Rest tragen die Hamburger Steuerzahler, die obendrein jährlich rund 70 Millionen Euro für die „normalen“ Unterhaltungs-Baggerarbeiten berappen.

Zahrte: „Wir wollen Sicherheit“

Offen ist, wann die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord als Planfeststellungsbehörde ihr Plazet gibt. Hamburgs Wirtschaftssenator Uldall glaubt, dass begründeten Einwendungen so weit entsprochen werde, dass 2009 mit Genehmigung und Baubeginn zu rechnen sei. Dann könnte das Projekt 2011 abgeschlossen sein. Zu Uldalls Bedauern geht es nicht nur um die Sache: „Heerscharen von Anwälten suchen nach Formfehlern.“

Bürgermeister Zahrte hält Uldalls Zeitplan für unrealistisch: „Wir haben Anzeichen, dass wesentliche Grundlagen der Planfeststellung neu ausgelegt werden müssen. Da wurden gravierende Dinge vergessen.“ Ähnlich wie der Bürgermeister von Cuxhaven droht auch Zahrte, vor Gericht zu ziehen: „Wenn es nicht anders geht, werden wir klagen.“ Er wisse zwar um die enorme Bedeutung der Elbvertiefung für den Hamburger Hafen. Nur dürfe dies eben nicht zu Lasten der Sicherheit hinter den Deichen gehen. In dieser Haltung ist er eins mit Christian Wulff (CDU): Niedersachsens Ministerpräsident will der Vertiefung erst zustimmen, wenn alle Bedenken bezüglich der Deichsicherheit ausgeräumt sind. Das hat Wulff nach seiner Wiederwahl bekräftigt - ausgerechnet bei einem Besuch in Hamburg.

An diesem kalten Februartag biegt bald der nächste Containerriese in den Altenbrucher Bogen. Zahrte ist selbst fasziniert von dem Anblick und sagt: „Viele Menschen kommen nach Otterndorf, weil sie hier so große Schiffe sehen.“ Seine Gemeinde profitiert von den staunenden Besuchern aus dem Binnenland. Auch deshalb ist Zahrte kein Fundamental-Opponent. „Wir wollen nicht einfach nur Gegner sein. Wir wollen Sicherheit.“

Quelle : http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A38...n~Scontent.html

23.02.2008 12:46 Niclas ist offline Email an Niclas senden Beiträge von Niclas suchen Nehmen Sie Niclas in Ihre Freundesliste auf
Niclas Niclas ist männlich
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Dabei seit: 06.03.2007
Beiträge: 3426

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ein wirklich spitzenmäßiger artikel, und das in der faz ! wirklich klasse. mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen.

23.02.2008 12:47 Niclas ist offline Email an Niclas senden Beiträge von Niclas suchen Nehmen Sie Niclas in Ihre Freundesliste auf
Günter Günter ist männlich
Administrator




Dabei seit: 14.11.2005
Beiträge: 19256

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Zitat:
Original von Niclas
ein wirklich spitzenmäßiger artikel, und das in der faz ! wirklich klasse. mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen.


Naja, was Harald Zahrte sagt, ist spitzenmässig!

Ansonsten enthalt der Artikel einige total falsche Ausagen, z. B. das, was Herr Aden wider besseren Wissen sagt:

Zitat:
„Dann haben andere Häfen einen Wettbewerbsvorteil“

Hinzu kommt, dass die Containerschiffe größer werden und tiefer im Wasser liegen. Heute können Schiffe bis zu einem Tiefgang von 13,50 Metern Hamburg tidenabhängig verlassen. Die neuen Großschiffe, auf die 8000 bis 13.000 Container passen, benötigen aber eine Tauchtiefe von 14,50 Metern. Daher warnt Verbandschef Aden: „Wir brauchen die Elbvertiefung, damit die Schiffe jederzeit voll beladen die Häfen erreichen können. Wenn sie das nicht können, dann haben andere Häfen einen Wettbewerbsvorteil.“


Dazu nur mal diese Informationen: Bedarf

Aber, auch was Herr Behrend sagt, ist so nicht akzeptabel.

Zitat:
Hapag-Lloyd-Chef Behrendt argumentiert in die gleiche Richtung: „Hafenanlagen sind nicht ohne weiteres zu verlagern. Schiffe dagegen sind flexibel.“ Wenn die Elbvertiefung nicht komme, gehe es nicht um eine Verlagerung von Diensten nach Bremerhaven oder Wilhelmshaven. „Die Alternativen heißen Rotterdam oder Antwerpen.“ Der in Wilhelmshaven geplante Tiefwasserhafen sei mit einer Abfertigungskapazität von 2,7 Millionen Containern viel zu klein.


Nun darf man natürlich nicht vergessen, dass die FAZ eine politsch sehr konservatives Blatt ist, dass der Wirtschaft und der CDU sehr nahesteht. In der Frankfurter Rundschau hätte man diese falschen Behauptungen sicherlich nicht so unkommentiert stehen lassen!

Liebe Grüße
Günter

__________________
Liebe Grüße winke
Günter



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23.02.2008 13:54 Günter ist offline Email an Günter senden Homepage von Günter Beiträge von Günter suchen Nehmen Sie Günter in Ihre Freundesliste auf
 
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