Der Sommer der lachenden Kühe |
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Arto Paasilinna: "Der Sommer der lachenden Kühe", BLT 2003
In Finnland hatte der Sommer Einzug gehalten, das ganze Land und das ganze Volk lebten auf. Die Wasser waren vom Eis befreit, die Menschen erwacht. Die Sonne schien, der Wind säuselte.
(...)
Der Taxifahrer Seppo Sorjonen hatte an diesem Tag einen Kunden aus dem Stadtzentrum von Helsinki nach Otamieni gefahren. Er schwitzte, im Auto roch es muffig von den Fahrten der vergangenen Nacht. (...) Sorjonen war gestresst. Er wünschte sich, auf dem Lande zu sein, über sommerliche, gerade Straßen zu fahren, das helle Grün der Wälder zu beiden Seiten zu betrachten. Doch ein Taxifahrer hat sein Leben nicht selbst in der Hand, es wird vielmehr durch alltägliche zufälle bestimmt. Er hat dorthin zu fahren, wohin der Fahrgast es wünscht. Das wurmte Sorjonen. Ein Taxifahrer hat im Grunde genommen keinen Einfluss auf seine Arbeit, er muss sich nicht nur nach der Lizenz und dem Eigentümer des Wagens, sondern auch nach den ständig wechselnden Kunden richten. Polizisten und Politessen greifen in seinen Arbeitsablauf ein. Im Verkehr lauern das grelle Gewirr der Ampeln und die Einbahnstrassen und Halteverbote, deren lautlosen Drohungen sich der Fahrer zu beugen hat. In kaum einem anderen Job gibt es so viele Befehlshaber.
(...)
(S. 5-6)
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Seppo Sorjonen genoss die Fahrt über Land, es tat gut, die ewigen Helsinkier Staus einmal hinter sich zu lassen. Er fuhr seit einem Jahr Taxi und die Arbeit gefiel ihm nicht besonders gut. Vor allem die Nachtschichten waren hart, die ordinären Huren und die kotzenden, zudringlichen Säufer waren unangenehme Fahrgäste.
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(S. 11) |
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Tja, und da fällt dem guten Seppo der an Alzheimer erkrankte Tavetti Rytkonen ins Taxi, mitten auf einer Straßenkreuzung, mit viel Geld in den Taschen, aber ohne Papiere und anfangs ohne jede Erinnerung, wer er eigentlich ist. Und dann, Traum eines jeden Taxifahrers, sagt der alte Mann, dass der Fahrer doch bitteschön dorthin fahren möge, wo es ihm passt...eine skurrile Freundschaft entsteht, mit ein bisschen finnischer Geschichte, wenn der Alte sich an seine Kriegserlebnisse zu erinnern beginnt.
Paasilinna erzählt auf liebevolle Weise eine Art "Don Quijote"-Geschichte aus dem modernen Finnland, mit dem Taxifahrer Seppo als Sancho Pansa. Und wer sich vielleicht ein wenig an Filme von Aki Kaurismäki erinnert fühlt, liegt damit auch nicht so verkehrt. Empfehlenswert.
__________________ "So seid ihr Menschen: Wenn euer Bauch spricht, vergesst ihr den Verstand.
Wenn euer Verstand spricht, vergesst ihr euer Herz.
Und wenn euer Herz spricht, vergesst ihr alles."
- Der Dieb von Bagdad
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"Macht nichts. Ich verkauf's ja nicht."
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Der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst!
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