Das war ein echtes Erlebnis |
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Es ist bestimmt fünfunddreißig oder vierzig Jahre her, daß wir mit unserem Kegelclub nach Helgoland gefahren sind Das war ein Supererlebnis.
Wir trafen uns am Hauptbahnhof in Dortmund. Es war an einem freien Donnerstag, also Fronleichnam oder Christi Himmelfahrt. Wir mussten ziemlich früh aufstehen, um mit dem Zug mitten in der Nacht nach Cuxhaven zu kommen. Cuxhaven hatten wir ausgesucht, weil von dort damals das größte Schiff nach Helgoland fuhr, was angeblich auch am wenigsten schaukeln sollte. Weil, der Karl, der wurde leicht seekrank. Obwohl, was der dann im Zug so "eingefahren" hat, da hätte mich jede leichte Welle wohl schon zum Würgen gebracht. Aber egal, was haben wir fünf Männer bei dieser Zugfahrt für einen Spass gehabt!!!
Irgendwann kamen wir dann an diesem wirklich sehr schönen Bahnhof in Cuxhaven an. Nun hatte uns jemand gesteckt, wir sollten nicht mit den Bussen, für die wir zwar mit unserer Karte bezahlt hatten, in den Hafen fahren, sondern lieber mit einem Taxi. Wir würden uns dann nicht ganz hinten anstellen müssen. Naja, und da standen dann ja auch Taxen. Also, ab zum Schiff! Dort mussten wir uns zwar wieder anstellen, aber wir standen weit vor denen, die nach und nach mit den Bussen ankamen. Es war ein riesiger Kahn! Die Sonne schien, was wollten wir mehr?!?
Dann später an Bord! Naja, ich wollte eigentlich gerne nach draußen an die Sonne, aber Karl hatte jemand im Zug erzählt (als er noch halb nüchtern war), daß es dort an Bord eine ganz tolle Küche geben sollte. Ich hatte durch die Lautsprecher gehört, daß es oben an Deck auch Erbsensuppe mit Knackwurst aus der Gulaschkanone geben sollte, das hätte mir absolut gereicht, aber Karl war wieder nur am Quengeln, daß er mal was Gutes essen will und bla-bla-bla!
Die anderen Kumpels und ich gaben also nach und saßen wir wenige Minuten später an einem Fensterplatz und es konnte losgehen. Wir hatten gerade abgelegt und Karl war inzwischen wieder etwas durchgekommen, da sah ich das Buffett!!!!
Jo, da hatte unser Saufkopp doch mal was Richtiges im D-Zug aufgeschnappt. Meine Fresse, was haben wir gemampft!!! Ich werde das mein Leben lang nicht vergessen!!!! Nun konnte es mit Fug und Recht ans Trinken gehen!
Karl hatte den Zustand des Ausnüchterns leider nicht sehr lange zugelassen und die kulinarischen Köstlichkeiten mit ettlichen Halben runtergespült!!! So war er wieder reichlich zu, und wir kamen ja erst an!
Dann setzte man uns in kleine Ruderboote, ich weiß nicht, ob die das heute auch noch so machen, aber eine Viertelstunde später waren wir an Land! Mir hatte ein Kumpel aus unserem Sportverein vorher gesteckt, daß wir nach oben auf das Hochland gehen sollten, dort wäre es noch schöner! Das hatte ich den anderen auch noch im Zug gesagt. Aber Karl? Gleich in die erste Kneipe musste er rein! Mein Kumpel Wolfgang sagte, dass wir ihm genau zehn Minuten geben würden, dann würdenn wir weitergehen. Mit ihm, oder ohne ihm. Wir fahren doch nicht auf die Insel um in der erstbesten Kneipe zu versacken. Das hätten wir auch auf Schalke oder in Dortmund haben können.
Nungut, nach 20 Minuten gingen wir also (ohne Karl) weiter. Dann sahen wir die ersten Schnapsangebote! Oha, das war wirklich günstig!!! "Einkaufen können wir später noch!" meinte Wolfgang, "oben gibts bestimmt auch Geschäfte! Ich will jetzt hoch!" Erst immer geradeaus und dann kamen da Treppen. Die gingen wir hoch und dann hatten wir wirklich eine traumhafte Aussicht! Das war wunderwunderschön. Unten lagen viele Schiffe vor Anker, unseres war das größte.
Naja, jetzt gingen wir natürlich auch in einen dieser Läden und kauften für wenige Mark die tollsten Getränke! Ich hatte mich für einen guten Whisky entschieden, Plastikbecker gab es zu der Cola gleich mit dazu. Wolfgang holte sich irgend so ein Blubbawasser und die anderen, na is egal.
Wir hatten schon im Zug besprochen, die Insel oben auf dem Hochland zu umrunden, immer mit dem Blick auf die Uhr. Denn das Schiff würde nicht warten. So alle zehn Minuten, wann immer eine Bank da war, machten wir Pause und stießen an! Und das bei strahlender Maisonne und dieser herrlich salzigen Luft!
Plötzlich änderte sich das Hochland total: Eben noch sahen wir Geschäft neben Geschäft, Restaurant neben Restaurant. Plötzlich aber befanden wir uns auf grüner Wiese. Und es wurde stürmisch. Aber es war dabei nicht kalt. Es war wunderschön. Ich kann es nicht wirklich erklären, aber ich erinnere mich noch heute daran, dass ich dort sehr glücklich war! Ich habe die halbe Welt gesehen, zumindest viele "Urlaubsparadise". Aber diese schöne und galante Insel bleibt unerreicht!
Ich könnte noch lange weiterschwärmen, aber irgendwann mussten wieder das Hochland wieder verlassen, um rechtzeitig zu den Ruderbooten zu kommen. Karl trafen wir unterwegs zum Anleger mehr zufällig. Er saß auf einer Bank und laberte die Leute dumm an. Naja, aber Kumpel ist Kumpel, so nahmen wir ihn mit.
Hier möchte ich schließen. Für mich war dieser Tag ein unvergessliches Erlebniss! Leider bin ich nie wieder auf die schöne Insel gefahren. Wann immer wir später nach Norddeutschland fuhren, "mussten" wir dann ja in Neustadt bei den Verwandten Station machen. So blieb es ein jahrzehntelang gehegter unerfüllter Wunsch von mir, noch einmal mit diesem schönen Schiff auf diese spannende Insel zu fahren.
Ob das nochmal was wird, weiß ich nicht. Wir werden ja alle nicht jünger!
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