Günter
Administrator
Dabei seit: 14.11.2005
Beiträge: 19256
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Mal zur Abwechselung (für alle, die es interessiert) etwas Theologie:
Rudolf Bultmann, geb. 20. August 1884; † 30. Juli 1976, war ein evangelischer Theologe und Professor für Neues Testament, der in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg die Theologenausbildung wie kaum ein anderer in Deutschland prägte. Von ihm stammt die "Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung".
Hier zwei Zitate von Rudolf Karl Bultmann, die gut erkennen lassen, welche Theologie er vertrat:
Zitat: |
„Wie kann meine Schuld durch den Tod eines Schuldlosen (wenn man von einem solchen überhaupt reden darf) gesühnt werden? Welche primitiven Begriffe von Schuld und Gerechtigkeit liegen solcher Vorstellung zugrunde? Welch primitiver Gottesbegriff? Soll die Anschauung vom sündentilgenden Tode Christi aus der Opfervorstellung verstanden werden: welch primitive Mythologie, daß ein Mensch gewordenes Gotteswesen durch sein Blut die Sünden der Menschen sühnt!“
(Neues Testament und Mythologie, 1941, 20) |
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Zitat: |
„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben. Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung des christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht.“
(Neues Testament und Mythologie, 1941, 18 ) |
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Für diejenigen, die dieses Thema interessiert: Teilt Ihr Bultmanns Sicht der Dinge?
Liebe Grüße
Conny
__________________ Liebe Grüße
Günter
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21.02.2010 16:34 |
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toffil
Mitglied
Dabei seit: 10.08.2009
Beiträge: 2693
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Zitat: |
Original von Statler
Ich möchte dringend davon abraten, dieses Thema in diesem Forum weiter zu verfolgen. Aller Erfahrung nach führt das nur zu einem Schlagabtausch zwischen Bibelfundamentalisten und deren Gegnern, und das zumeist auf niedrigem Informationsniveau.
Rudolf Bultmann -und anderen, z.B. Dietrich Bonhoeffer-
ging es darum, die Botschaft der unter einem anderen und Menschen des 20. Jahrhunderts fremden Weltbild entstandenen biblischen Texte heute angemessen und verständlich zu interpretieren.
Eine Darstellung des Problems in verhältnismäßig schlichter und verständlicher Sprache findet sich übrigens in einem SPIEGEL-Gespräch mit dem katholischen Theologen Eugen Drewermann unter dem Titel: "Jesus wollte diese Kirche nicht".
www.spiegel.de/spiegel/01518,56578,00.html |
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Erstens kann man nicht Bonhoeffer mit den beiden anderen in einen Topf werfen.
Zweitens wären die Genannten, sollten sie tatsächlich das von Dir genannte Ziel gehabt haben, vollständig gescheitert. Das erkennt man schon an den beiden von Günter zitierten Dingen.
Die Sühnetheologie ist der zentrale Bestandteil des Heilsplans Gottes. Auch wenn es uns zu hoch ist. Wenn man das aufgibt, bleibt vom Christentum nichts übrig.
Genauso ist es mit der angeblichen Wunderwelt. Die wichtigste christliche Botschaft ist die Auferstehung; sollte die nicht stattgefunden, kannst Du das Christentum ebenfalls in die Tonne treten.
Diese Leute haben das Christentum und die Bibel entweder nicht begriffen oder wollten es nicht begreifen. Wenn es irgendeinen Gott gibt, dann ist dem schlicht nichts unmöglich. So einfach ist das.
Dass allerdings Jesus diese Kirche nicht wollte, das ist mal klar!
__________________ Der Zweck der Diplomatie ist die Verlängerung von Krisen!
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22.02.2010 15:49 |
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Statler
Mitglied
Dabei seit: 08.08.2009
Beiträge: 67
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zu Conny: Bonhoeffer und Bultmann
Bultmann bemüht sich mit seiner "Entmythologisierung" deutlich zu machen, dass das mythische Weltbild als solches nichts spezifisch Christliches, sondern das Weltbild einer noch nicht wiissenschaftlich denkenden Zeit ist.
Dazu schreibt Bonhoeffer unter dem 5.Mai. 1944 an seinen Freund Bethge:
"Noch ein paar Wörter zu den Gedanken über die 'Religionslosigkeit'. Du erinnerst Dich wohl des Bultmann'schen Aufsatzes über "Entmythologisierung des Neuen Testaments". Meine Meinung dazu würde heute die sein, daß er nicht "zu weit", wie die meisten meinten, sondern zu wenig weit gegangen ist. Nicht nur 'mythologische' Begriffe wie Wunder, Himmelfahrt etc. (die sich ja doch nicht prinzipiell von den Begriffen Gott, Glauben etc. trennen lassen!), sondern die 'religiösen' Begriffe schlechthin sind problematisch. Man kann nicht Gott und Wunder voneinander trennen (wie Bultmann meint), aber man muß beide 'nicht-religiös' interpretieren und verkündigen können. Bultmann's Ansatz ist eben im Grund doch liberal (d. h. das Evangelium verkürzend, während ich theologisch denken will."
Bonhoeffer selbst geht also noch weiter als Bultmann. In den Monaten vor seiner Ermordung umkreist er immer wieder die Möglichkeit religionsloser Interpretation biblischer Begriffe.
Nachlesen kann man das in seinen Briefen aus dem Gefängnis, die später unter dem Titel "Widerstand und Ergebung" herausgegeben wurden.
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23.02.2010 13:01 |
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toffil
Mitglied
Dabei seit: 10.08.2009
Beiträge: 2693
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Zitat: |
Original von Statler
zu Conny: Bonhoeffer und Bultmann
Bultmann bemüht sich mit seiner "Entmythologisierung" deutlich zu machen, dass das mythische Weltbild als solches nichts spezifisch Christliches, sondern das Weltbild einer noch nicht wiissenschaftlich denkenden Zeit ist.
Dazu schreibt Bonhoeffer unter dem 5.Mai. 1944 an seinen Freund Bethge:
"Noch ein paar Wörter zu den Gedanken über die 'Religionslosigkeit'. Du erinnerst Dich wohl des Bultmann'schen Aufsatzes über "Entmythologisierung des Neuen Testaments". Meine Meinung dazu würde heute die sein, daß er nicht "zu weit", wie die meisten meinten, sondern zu wenig weit gegangen ist. Nicht nur 'mythologische' Begriffe wie Wunder, Himmelfahrt etc. (die sich ja doch nicht prinzipiell von den Begriffen Gott, Glauben etc. trennen lassen!), sondern die 'religiösen' Begriffe schlechthin sind problematisch. Man kann nicht Gott und Wunder voneinander trennen (wie Bultmann meint), aber man muß beide 'nicht-religiös' interpretieren und verkündigen können. Bultmann's Ansatz ist eben im Grund doch liberal (d. h. das Evangelium verkürzend, während ich theologisch denken will."
Bonhoeffer selbst geht also noch weiter als Bultmann. In den Monaten vor seiner Ermordung umkreist er immer wieder die Möglichkeit religionsloser Interpretation biblischer Begriffe.
Nachlesen kann man das in seinen Briefen aus dem Gefängnis, die später unter dem Titel "Widerstand und Ergebung" herausgegeben wurden. |
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Ich würde eigentlich viel eher sagen, dass Bonhoeffer einen völlig anderen Weg geht als Bultmann. Siehe den von mir markierten Satz!
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23.02.2010 13:10 |
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