Ich habe mich gerade in den kühlsten Raum, ca 32°C zurückgezogen und weil ich gerade nix anderes zu tun habe, bzw. zu tun haben will, erzähle ich mal wie wir einen Dieb gejagt haben.
Vor ein paar Tagen saßen wir gegen 20:00 Uhr auf unseren Balkon und die Nonna bereitete das Abendessen vor. Die Stadt kam gerade zu Ruhe die Geschäfte schlossen, die Sonne ging rot unter.
Der Tisch war gedeckt, jeder ging seine Beschäftigung nach, ich reinigte gerade meine Kamera, als ich von unten Hilfeschreie einer Frau hörte.
Ich schaute runter und sah wie ein Mann eine Frau schlug und dann mit ihrer weißen Handtasche davon lief.
Ich schnappte mir die Autoschlüssel des geliehenen SUV schrie "Kommt schnell den schnappen wir uns", und rannten die Treppen runter zum Wagen, kurze Gespräch mit der Frau, sie ist die Tochter unseres Pizzabäckers an der Ecke, ich konnte sie nicht sehen, da ich den Wagen startete, ließ mir aber sagen, das sie im Gesicht schrecklich aussah.
Mit quietschen Reifen, hupend und wild gestikulieren starteten wird die Verfolgung. So ein Geländewagen mit vielen PS und seiner fast schon monströsen Art ließen andere Verkehrsteilnehmer in Achtung gehen und wir kamen schnell voran, immer wieder riefen wir den Passanten zu, "wo läuft der Dieb mit der weißen Tasche", immer zeigten sie uns den Weg und schon bald, keine 1200 m gefahren, in einer kleinen Seitenstraße, stellten wir ihn.
Der Dieb wusste nicht wo her hin sollte, unser Lärm auf der Hauptstraße zwang ihn in die Seitenstraßen, keine andere Wahl habend, rannte er fast zurück zum Ort des Verbrechens.
Mit mittlerweile zwei Autos in die Mangel genommen, hatte der Dieb keine Wahl mehr und als ich ankam lag er auf den Boden.
Ich schrie ihn an, er möge liegen bleiben und nicht auf die Idee kommen sich zu bewegen, bis die Polizei da sei.
Da wurde ihn seine Situation klar, er definitiv mit einem Aufenthalt im Polizeigewahrsam rechnen musste und er versuchte abzuhauen.
Im Sprung griff ich seine Kehle, er war über 1.90 groß, drückte ihn mit einiger Gewalt gegen ein Eisentor, das dieses aufsprang.
Der Krach des schweren Eisentors trieb die Nachbarn auf die Balkone und aus Angst rief eine Dame aufgeregt die Polizei an, hier werde ein Mann brutal behandelt.
Der gewalttätige Dieb ließ in Ermanglung ausrechnend Sauerstoff von seinem Vorhaben ab und legte sich ganz ruhig auf den Boden.
Dieselmal bewegter er sich kein einzigen Zentimeter, auch da meine Faust kaum entfernt von seiner Kehle oder Nase war.
Ich war mir nicht sicher ob er eine Waffe dabei haben könnte und wollte kein Risiko eingehen oder danach suchen, daher war seine Bewegungslosigkeit das Beste für alle Beteiligten.
Die umstehenden Männer akzeptierten mein Vorgehen und so warteten wir auf die Polizei die dann auch schnell kam. In der Zwischenzeit war das mit vier schweren schwarzen Hämatome im Gesicht gezeichnete Opfer angekommen, die Handtasche wurde übergeben, die Polizei beförderte den immer noch ruhigen "Delinquente" sehr ruppig in ihren Streifenwagen und nahm einige Aussagen entgegen.
Da mein Wagen im Weg stand fuhr ich ihn weg, für mich war damit die Sache erledigt, ich wollte keine Aussage machen, ich hatte den Dieb ja nur mit geschnappt und mit einer Aussage den Steuerzahler in Italien eine Anreise aus Deutschland aufzubürden muss ja nicht sein.
Ich ging lieber unter die Dusche, versuchte mit viel Wasser das Adrenalin aus meinen Körper zu spülen.
Jetzt weiß ich jedenfalls, was es heißt von der Wut, weil eine hübsche junge Nachbarin verletzt wurde, angetrieben und mit den Möglichkeit eine Verfolgung gegebenen Mittel zu agieren.
Das die Ausschüttung von großen Mengen Adrenalin solche Reaktionen hervorbringt, war eine neue Erfahrung für mich.
Und dabei hatte ich meiner Schwester, die das erste Mal zu Besuch ist, noch zwei Tage vorher erzählt wie ruhig es hier ist.
Nach ein paar Tagen erzählte mir der Pizzabäcker, seiner Tochter geht es wieder besser, im Krankenhaus hat man keine bleibenden körperlichen Schäden festgestellt, von den seelischen Schmerzen möchte ich hier nicht reden.
Sie wird auf jeden Fall noch lange damit zu kämpfen haben, abends um 8 Uhr vor der eigenen Haustür überfallen worden zu sein. Ein Trost ist es, das der Täter für länger in Gefängnis muss, da der Überfall als äußert brutal gewertet wird.
Ein nicht zu verkennender Trost ist es für alle, das der Täter schnell gefasst wurde, was eben für die Nachbarschaft heißt, hinterher und nicht nur zusehen.
Ich bin froh, das wir die Rolle des Zuschauers abgelegt hatten und aktiv ins Geschehen eingegriffen haben.
__________________ Geboren in Hadeln, in der Welt zu Hause.
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