Günter
Administrator
Dabei seit: 14.11.2005
Beiträge: 19256
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22.03.2010 12:22 |
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Günter
Administrator
Dabei seit: 14.11.2005
Beiträge: 19256
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Zitat: |
Original von max1995
* Marianne Kalus ist nicht der richtige Name der betroffenen Frau. Sie wollte ihn nicht offen nennen.
So einiges andere ist an diesem Bericht wohl auch nicht ganz richtig.
Mir als AWO-Mitglied sind solche Aktionen nicht bekannt. |
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Zitat: |
Nach Abzocke-Vorwürfen
AWO Neumünster kassiert Rüffel vom Bundesverband
Nach den Vorwürfen gegen die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Neumünster, sich durch den Einsatz von Ein-Euro-Jobbern bereichert zu haben, hat der AWO-Bundesverband Konsequenzen gefordert: Er empfahl der AWO Neumünster "nachdrücklich", ein umstrittenes Projekt umgehend einzustellen. Das berichtete die NDR 1 Welle Nord am Dienstag. "Wir müssen jeden Anschein vermeiden, dass Arbeitsmarktmittel nicht sachgerecht und im Interesse der Betroffenen eingesetzt werden", erklärte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.
Deutliche Kritik kam auch aus der Politik. "Das passt nicht zusammen und das kann niemand verstehen", sagte die sozialpolitische Sprecherin der Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Marret Bohn.
Stein des Anstoßes ist eine Servicegesellschaft der AWO Neumünster, in der schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose beschäftigt werden. Als Ein-Euro-Jobber helfen sie älteren Menschen im Haushalt. Die Senioren zahlen dafür an die AWO acht Euro pro Stunde, die Langzeitarbeitslosen erhalten allerdings nur 1, 25 Euro. Zusätzlich erhält die AWO noch Zuschüsse von der Bundesagentur für Arbeit.
http://www1.ndr.de/nachrichten/schleswig...in/awo136.html0 |
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__________________ Liebe Grüße
Günter
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23.03.2010 14:28 |
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Markus Kenn
Gast
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Das ist ja meine Rede: Ein-Euro-Jobs sind Abzocke. Entweder die Arbeit ist da oder sie ist es nicht. Wenn sie da ist, ist es nur eine Frage, wie man sie vernünftig finanziert.
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23.03.2010 18:40 |
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RaBoe
Mitglied
Dabei seit: 06.09.2007
Beiträge: 3304
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Zitat: |
Original von Quark
Ein-Euro-Jobs sind dafür geschaffen worden,
Aber die Aussage, dass diese Jobs sonst auch entstehen würden und mit teuren Kräften besetzt werden würden, ist nicht wahr. Es gibt viele Ein-Euro-Jobs gerade im kommunalen Bereich, die eingerichtet wurden, um Langzeitarbeitslose wieder an die Arbeit zu gewöhnen. |
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Das ist das Problem, Langzeitarbeitslose wieder an die Arbeit zu gewöhnen. sprich, Termine die sie auch einhalten müssen.
Ich würde es nicht mehr 1 Euro Job nennen, sondern soziales Arbeiten mit einer zusätzlichen Vergütung, je nach Aufwand und Beanspruchung.
__________________ Geboren in Hadeln, in der Welt zu Hause.
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23.03.2010 22:08 |
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toffil
Mitglied
Dabei seit: 10.08.2009
Beiträge: 2693
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Zitat: |
Original von Quark
Ein-Euro-Jobs sind dafür geschaffen worden, Langzeitarbeitslose wieder an die Arbeit zu gewöhnen. Dass natürlich jeder "Abzocke" schreit, ist verständlich. Und es gibt tatsächlich Branchen und Fälle, in denen es nur noch um Abzocke geht (siehe den aktuellen Fall der AWO).
Aber die Aussage, dass diese Jobs sonst auch entstehen würden und mit teuren Kräften besetzt werden würden, ist nicht wahr. Es gibt viele Ein-Euro-Jobs gerade im kommunalen Bereich, die eingerichtet wurden, um Langzeitarbeitslose wieder an die Arbeit zu gewöhnen. |
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Das ist nicht richtig. Entweder ist Bedarf an Arbeit da oder nicht, den kann bzw. sollte man nicht künstlich schaffen.
Wenn es Jobs gäbe, die extra für Langzeitsarbeitslose "erfunden" werden, dann war vorher ein Mangel da, den man aus Kostengründen nicht behoben hat.
Das heißt, es wird hier genau wie bei Kohle- oder sonstigen Subventionen irgendeine Luftblase gepflegt, anstatt einen klaren Schnitt zu machen, was den Bedarf an Arbeit und Arbeitskräften angeht.
Da wäre es viel sinnvoller, mit Arbeitslosen gezielt wirkliche Fortbildung zu machen in die Berufe und Branchen, bei denen man absehen kann, dass sie künftig wichtig werden, oder wo es heute schon einen Mangel gibt.
__________________ Der Zweck der Diplomatie ist die Verlängerung von Krisen!
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24.03.2010 10:05 |
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Quark
Mitglied
Dabei seit: 24.08.2007
Beiträge: 6042
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Zitat: |
Original von toffil
Wenn es Jobs gäbe, die extra für Langzeitsarbeitslose "erfunden" werden, dann war vorher ein Mangel da, den man aus Kostengründen nicht behoben hat.
Das heißt, es wird hier genau wie bei Kohle- oder sonstigen Subventionen irgendeine Luftblase gepflegt, anstatt einen klaren Schnitt zu machen, was den Bedarf an Arbeit und Arbeitskräften angeht.
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Ich würde nicht unbedingt von "erfundenen Stellen" reden. Nimm z. B. eine Kolonne eines städtischen Grünflächenamtes. Diese Kolonne besteht z. B. aus fünf Mitarbeitern, die die städtischen Grünanlagen pflegen. Wenn diese Kolonne jetzt mit zwei Ein-Euro-Jobbern 'verstärkt' wird, kann man natürlich sagen, hier müssen generell sieben Mann sein um die Arbeit zu schaffen. Aber die Realität sieht in diesen Zeiten knapper Mittel der öffentlichen Haushalte leider anders aus. Tatsache ist, wenn es die Ein-Euro-Jobber nicht gibt, wird die Arbeit weiterhin von fünf Mitarbeitern erledigt, nur dass dann eben das Gras ein wenig länger in den Parks steht und die Beete ein wenig mehr Unkraut zeigen. (Ich will jetzt nicht von Günter hören, dass das alles Fehler der alten Regierungen sind - das weiß ich auch. Die finanzielle Ausstattung lässt keine zwei zusätzlichen Arbeitskräfte zu.) Für die Langzeitarbeitslosen sind die Ein-Euro-Jobs auf jeden Fall ein positiver Schritt zurück in das Arbeitsleben.
Zitat: |
Original von toffil
Da wäre es viel sinnvoller, mit Arbeitslosen gezielt wirkliche Fortbildung zu machen in die Berufe und Branchen, bei denen man absehen kann, dass sie künftig wichtig werden, oder wo es heute schon einen Mangel gibt. |
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Aber das passiert doch daneben her auch noch. Beispiel Schweißer für die Offshore-Basis in Cuxhaven. Damit kannst Du aber keinen Langzeitarbeitslosen zurück ins Berufslosen bringen.
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In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn es geschieht, dann kann man darauf wetten, dass es genauso geplant war. Franklin D. Roosevelt
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24.03.2010 17:53 |
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toffil
Mitglied
Dabei seit: 10.08.2009
Beiträge: 2693
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Zitat: |
Original von Quark
Ich würde nicht unbedingt von "erfundenen Stellen" reden. Nimm z. B. eine Kolonne eines städtischen Grünflächenamtes. Diese Kolonne besteht z. B. aus fünf Mitarbeitern, die die städtischen Grünanlagen pflegen. Wenn diese Kolonne jetzt mit zwei Ein-Euro-Jobbern 'verstärkt' wird, kann man natürlich sagen, hier müssen generell sieben Mann sein um die Arbeit zu schaffen. Aber die Realität sieht in diesen Zeiten knapper Mittel der öffentlichen Haushalte leider anders aus. Tatsache ist, wenn es die Ein-Euro-Jobber nicht gibt, wird die Arbeit weiterhin von fünf Mitarbeitern erledigt, nur dass dann eben das Gras ein wenig länger in den Parks steht und die Beete ein wenig mehr Unkraut zeigen. (Ich will jetzt nicht von Günter hören, dass das alles Fehler der alten Regierungen sind - das weiß ich auch. Die finanzielle Ausstattung lässt keine zwei zusätzlichen Arbeitskräfte zu.) Für die Langzeitarbeitslosen sind die Ein-Euro-Jobs auf jeden Fall ein positiver Schritt zurück in das Arbeitsleben.
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Die Realität, das ist das Problem. Ja, sie ist so, und es ist nicht gut, dass sie so ist. Ebenfalls ein Bestandteil des Verteilungsproblems unseres Geldes.
Abgesehen davon sehe ich nicht, wie solche Jobs ein Schritt zurück ins Arbeitsleben sind. Erstens muß es erniedrigend sein, auf dieser Basis zu arbeiten, zweitens sind diese Jobs so primitiv, dass man sich dabei schwerlich für den normalen Arbeitsmarkt attraktiv machen kann.
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Original von Quark
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Original von toffil
Da wäre es viel sinnvoller, mit Arbeitslosen gezielt wirkliche Fortbildung zu machen in die Berufe und Branchen, bei denen man absehen kann, dass sie künftig wichtig werden, oder wo es heute schon einen Mangel gibt. |
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Aber das passiert doch daneben her auch noch. Beispiel Schweißer für die Offshore-Basis in Cuxhaven. Damit kannst Du aber keinen Langzeitarbeitslosen zurück ins Berufslosen bringen. |
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Weil es eben nicht konsequent gemacht wird. Mir ist zwar klar, dass es unter den Millionen Arbeitslosen leider wirklich viele gibt, die noch nicht einmal eine Parkuhr unfallfrei füttern können. Trotzdem hätte man in den letzten Jahren, als längst abzusehen war, wo es bald Fachkräftemangel gibt (Kinder statt Inder, man erinnere sich), Arbeitslose konsequent in diese Richtung qualifizieren müssen. Also über einen langen Zeitraum vollzeitlich büffeln. Hätte sich heute schon rentiert.
__________________ Der Zweck der Diplomatie ist die Verlängerung von Krisen!
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25.03.2010 11:11 |
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Quark
Mitglied
Dabei seit: 24.08.2007
Beiträge: 6042
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Zitat: |
Original von toffil
Abgesehen davon sehe ich nicht, wie solche Jobs ein Schritt zurück ins Arbeitsleben sind. Erstens muß es erniedrigend sein, auf dieser Basis zu arbeiten, zweitens sind diese Jobs so primitiv, dass man sich dabei schwerlich für den normalen Arbeitsmarkt attraktiv machen kann. |
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Wir reden von Langzeitarbeitslosen. Meinst Du nicht, dass es auch für den Langzeitarbeitslosen ein Gewinn ist, morgens aufzustehen, pünktlich zur Arbeit zu gehen und etwas zu schaffen, anstatt zu Hause bleiben zu müssen. Die soziale Kompetenz, das Miteinander mit anderen Arbeitnehmern, kommt noch dazu. Ich finde diese Arbeit mit Sicherheit nicht erniedrigend, denn es ist die gleiche Arbeit, die auch andere Menschen erledigen. Und ein Mensch, der praktische Tätigkeit und Berufserfahrung auch als Ein-Euro-Jobber nachweist wird es auf dem Arbeitsmarkt immer einfacher haben, als jemand, der nur zu Hause sitzt und nichts tut.
Zitat: |
Original von toffil
Weil es eben nicht konsequent gemacht wird. Mir ist zwar klar, dass es unter den Millionen Arbeitslosen leider wirklich viele gibt, die noch nicht einmal eine Parkuhr unfallfrei füttern können. Trotzdem hätte man in den letzten Jahren, als längst abzusehen war, wo es bald Fachkräftemangel gibt (Kinder statt Inder, man erinnere sich), Arbeitslose konsequent in diese Richtung qualifizieren müssen. Also über einen langen Zeitraum vollzeitlich büffeln. Hätte sich heute schon rentiert. |
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Du kannst einen Langzeitlosen nicht zu einem Facharbeiter umschulen, wenn dieser noch nicht mal eine Parkuhr unfallfrei füttern kann. Und die Technisierung ist leider sehr kurzfristig, hätte man vor fünf Jahren gewusst, was sich z. B. in Cuxhaven ergibt, hätte man sicherlich Fachkräfte schon früher schulen können. Aber zu diesem Zeitpunkt war noch kein Bedarf dafür da. Und jetzt wird ja entsprechend umgeschult. Nur kannst Du das nicht mit jedem Ein-Euro-Jobber machen, es wird immer wieder Menschen geben, die eben diese Fähigkeiten nicht haben und auch für die brauchst Du Möglichkeiten. Eben Ein-Euro-Jobs.
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In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn es geschieht, dann kann man darauf wetten, dass es genauso geplant war. Franklin D. Roosevelt
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25.03.2010 13:10 |
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Markus Kenn
Gast
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Original von toffil
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Original von Markus Kenn
Das ist ja meine Rede: Ein-Euro-Jobs sind Abzocke. Entweder die Arbeit ist da oder sie ist es nicht. Wenn sie da ist, ist es nur eine Frage, wie man sie vernünftig finanziert. |
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Richtig! Jeder Handschlag, der für einen Euro gemacht wird, geht einem Arbeitnehmer für zehn Euro verloren.
Das Ganze ist tatsächlich ein unglaublicher Doppelgewinn für Regierung und Kommunen. Auf der einen Seite halten sie die Arbeitslosen klein, auf der anderen stoßen sie sich gesund, weil sie auch noch die Arbeitskosten für ihre eigenen Verrichtungen drastisch senken. Spitze! |
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Das Problem ist: Die Langzeitarbeitslosen müssen die Ein-Euro-Jobs annehmen, sonst bekommen sie Leistungskürzungen; sie sind auch auf den Zuverdienst angewiesen.
Was fehlt, ist der Protest der Gewerkschaften und der Unternhemen, denn sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern wird Schaden zugefügt. Letztendlich geht der Schuss für die öffentliche Hand auch nach hinten los.
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27.03.2010 16:23 |
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Markus Kenn
Gast
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Original von Günter
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Original von Markus Kenn
Was fehlt, ist der Protest der Gewerkschaften und der Unternhemen, denn sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern wird Schaden zugefügt. Letztendlich geht der Schuss für die öffentliche Hand auch nach hinten los. |
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Die Gewerkschaften haben die Interesse der Arbeitslsoen auch nicht unbedingt auf ihrer Agenda. Was fehlt, ist dass sich die Arbeitslsoen wirklich konsequent organisiieren. Immerhin haben wir derzeitig etwa 7 Mio. Arbeitslose in Deutschland, das sind mehr als 10 % aller Erwachsenen.
Die WASG wäre eine realistische Chance gewesen. Durch den Zusammenschluss mit der PDS ist sie aber hier im Westen von vielen Arbeitslosen nicht wählbar. Und für die SPD als Koalitionspartner nicht denkbar. (Heute mittag hörte ich auf NDR info, dass Gabriel eine Koaloition von SPD und Linkspartei in NRW grundsätzlich ausschließt. Hessen lässt grüßen.)
Vielleicht ist es an der Zeit, eine Arbeitslosenpartei zu gründen! |
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Richtig, doch bedauerlicherweise stösst man hier auf sehr viel Angst. Es gibt zwar eine Reihe von Arbeitsloseninitiativen, doch kaum jemand bringt das alles auf den Punkt.
In einer Maßnahme machte ich den Vorschlag, gemeinsam zum Job Center zu gehen und uns über eine überforderte Angestellte des Maßnahmeträgers zu beschweren. Ich war der Einzige, der sich traute.
Aber auch die Gewerkschaften verlieren ihre Glaubwürdigkeit: Miese Arbeitsbedingungen wie bei Schlecker werden nur alibimässig mal angeklagt, Ein-Euro-Jobs nicht als Ausbeutung bezeichnet und Praktika und Probearbeiten hingenommen. Nun denn: Die Gewerkschaften betreiben ja selbst Maßnahmeträger für Bewerbertrainings wie die DAA der DAG oder dem bfw des DGB. Wer schlachtet schon die Kuh, die er melken will?
Der Zusammenschluss der WASG mit der PDS macht die Linke auch nicht wählbar. Wer will denn schon etwas mit jenen zu tun haben, die einst in der DDR für Verfolgung und Unterdrückung standen und die DDR in den Staatsbankrott führten? PDS nannte man früher als Kürzel für die Partei der Schuldigen.
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28.03.2010 16:05 |
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