{cssfile}
Registrierung Mitgliederliste Administratoren und Moderatoren Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite  
  Neue Beiträge in den letzten 24 h             Registrieren            Partnerprogramm
Niederelbe-Forum » Allgemeine Themen » Familie, Erziehung, Bildung und Gesundheit » Was wird aus dem Otterndorfer Zwerggymnasium? » Hallo Gast [anmelden|registrieren]
Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
subkultur
Mitglied




Dabei seit: 16.01.2007
Beiträge: 999

Was wird aus dem Otterndorfer Zwerggymnasium? Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Ich beschäftige mich als frühpensionierter Mathepauker honorarfrei mit Oberstufenmathematik.
Früher wurde ich gefragt: "Wie geht das?" Jetzt heißt es fast nur noch: "Wie tippe ich das ein?"Ich bin schon ziemlich erschüttert darüber, welche Aufgaben an dem hiesigen Gymnasium inzwischen von dem programmierbaren Taschenrechner ab Klasse 7(!!) übernommen werden sollen. In gewisser Hinsicht ist es schon ein Segen, wenn man seine Zeit in der Klausur nicht hauptsächlich mit der Kurvendiskussion oder dem Lösen eines linearen Gleichungssystems verbringen muss. Auch im Studium - sofern es nicht gerade Mathematik ist - nimmt so ein Minicomputer einem viel Arbeit ab. Andererseits war das eine Chance, sein Punktkonto mit "niederen Tätigkeiten" aufzupimpen, und zudem wird einem ein Tippfehler zumeist nur dann bewusst, wenn zwei Tipper verschiedene Ergebnisse erhalten. Für die Klausur dürfte das ein unrealistisches Szenario sein. Was ich vor allem vermisse, ist die Fähigkeit, ein Ergebnis überschlagsmäßig kontrollieren zu können.
Ich nenne sowas einfach mal im Vergleich zur Kochkunst MIKROWELLENMATHEMATIK, die nicht funktioniert, wenn einer mehr oder weniger unfreiwillig den Stecker zieht. Hier nützt einem noch nicht einmal die eingeschweißte "Mahlzeit" etwas, die man in der Mensa wenigstens noch lutschen könnte. Ich vergleiche es auch mit einem Autorennfahrer, der auf der Autobahn den ADAC rufen muss, weil er nicht weiß, wo das Reserverad oder der Sicherungskasten ist oder wie er etwas davon wechseln soll. Wenn das eine Folge von PISA und der Verkürzung der Schulzeit sein soll, geht für mich der Schuss in eine komische Richtung: "Rechner" bzw. "Rechenoperateur" wird wohl wieder zum Lehrberuf - dafür braucht es aber keine gymnasiale Ausbildung.

Andere Schulen in Niedersachsen leisten passiven Widerstand gegen den ministerialen Erlass, einige Mathefakultäten verbieten gar Taschenrechner in den Anfangssemestern, und in Bayern wird ohne so ein Teil unterrichtet. Nun gibt es ja auch für geisteswissenschaftlich orientierte Schüler entsprechende Prüfungsmodelle. Diese können aber im Otterndorfer Zwerggymnasium mangels Schüleraufkommen meist nicht angewendet werden.
(Meine Tochter hatte es da auf dem LG/AAG in Cuxhaven entschieden besser - entsprechendes gilt auch für die BBS. Das waren mir die 80 DM Fahrtkosten im Monat wert.)
Sind wir doch mal ehrlich: Wozu sollen Lehrer sich der Phantasie der Pädagogikcouturiers und den Zwängen der Ministerialbürokratie widersetzen und damit ihren Frieden mit den Eltern, ihre Karriere oder nur die Existenz des Kleinstadtgymnasiums aufs Spiel setzen? Schüler sind von bequemen Lehrern heutzutage im Ernstfall leicht dyskalkulierbar*. Das legitimiert dann derartige "Rechenhilfen", und die Chancengleichheit ist sogar beim Zentralabitur gewahrt, denn für jeden Taschenrechner gibt es eigene Aufgaben.
*Früher gab es mathematische Überflieger und solche, die echt dafür teilweise sogar mit elterlichem Nachdruck und unter Hintanstellung von Hobbys und Vergnügungen büffeln mussten - heute gelten alle Normalflieger bereits als krank, d.h. sie leiden an Dyskalkulie und benötigen professionelle psychologische und medizinische Hilfe. Die Zeit, die sie dafür aufwenden, geht zwar beim Büffeln verloren, verschafft Schülern und Eltern aber ein gutes Gewissen, und ermöglicht den Lehrern die Vergabe von guten Noten für unzureichende Ausbildungen.

__________________
mens irritans contra vitam corpore destinatam

02.03.2007 11:10 subkultur ist offline Email an subkultur senden Homepage von subkultur Beiträge von subkultur suchen Nehmen Sie subkultur in Ihre Freundesliste auf
 
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Gehe zu:
 


Powered by Burning Board Lite 1.0.2 © 2001-2004 WoltLab GmbH