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Luise Rinser: Eine Biografie beschreibt ihr Leben zwischen Wahrheit und Lüge Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Von Klaus Bellin 30.04.2011 / Feuilleton

Die Mär vom Widerstand
Luise Rinser: Eine Biografie beschreibt ihr Leben zwischen Wahrheit und Lüge


Sie war mit sich im Reinen. Sie reiste, sie schrieb, und wo sie auftrat, drängten sich die Leute. Ihre Bücher, fünf Millionen mal gedruckt, wurden gekauft, gelesen, bewundert, in West und Ost. Ihr Wort hatte Gewicht. Wie ihren Kollegen Heinrich Böll sah man die charismatische Luise Rinser nach 1945 als moralische Instanz, als Gewissen der Bundesrepublik. Sie stand an der Seite Willy Brandts, als es um dessen Ostpolitik ging, für die Grünen bewarb sie sich 1984 als Bundespräsidentin, sie engagierte sich in der Friedensbewegung und in den Kämpfen für die Rechte der Frauen, aber sie flog auch sieben Mal in die Koreanische Volksrepublik, wo sich der umschmeichelte Diktator Kim il Sung ihrer herzlich ungetrübten Freundschaft rühmen durfte. Sein Sozialismus, bekannte sie in schönster Naivität, sei »der Sozialismus mit dem menschlichen Antlitz« und Nordkorea Modell für die Entwicklung der Menschheit.
...

Eben noch Hitler-Sympathisantin, gab sich Luise Rinser gleich nach Kriegsende schon als überzeugte Demokratin. Hitler? Nichts als »betäubende Worte«, »Suggestion als öffentliches Erziehungsmittel«. Das schrieb sie schon im Januar 1946 in der »Neuen Zeitung«, deren Feuilleton Erich Kästner leitete. Sie argumentierte fortan, als hätte sie nie anderes gedacht und gesagt. Sie wusste nun alles. Der Rest war Schweigen.

Sie hat gelogen, hat uns alle angelogen, sagt José Sanchez de Murillo. Er gibt sich redliche Mühe, ihre Irreführungen, die systematischen Korrekturen ihres Lebensbildes, ihre menschlichen Schwächen, die manchmal katastrophalen Urteile über andere (etwa Klaus Herrmann, den Schriftsteller und zweiten Ehemann, der später in der DDR lebte) aufzudecken, aber er kann auch die Milde nicht verbergen, mit der er auf die Freundin blickt. Er schreibt, unterstützt von Rinsers Sohn Christoph, mit schmerzender Seele, bemüht zu retten, was zu retten ist. »Sie war eine ungewöhnliche Frau«, sagt er, »aber auch nur ein Mensch – ängstlich, opportunistisch, ruhmsüchtig wie viele andere.« Und fügt gleich ein Dennoch hinzu: »Die Schwäche eines Autors mindert nicht die Größe seines Werkes.« Er rechnet dieses Werk (und greift damit sehr hoch) zur Weltliteratur. Bedeutend findet er sogar den Lebensbericht »Den Wolf umarmen«, die schön ausgeschmückte Legende einer zierlichen, starken Frau. Er nennt sie, in ihrem »mythologischen Sinn« begriffen, ein »Meisterstück«. Es ist der erstaunlichste und auch fragwürdigste Rettungsversuch, den die Biografie unternimmt.

José Sanchez de Murillo: Luise Rinser. Ein Leben in Widersprüchen. S. Fischer Verlag. 464 S., geb., 22,95 €.
L. Rinser: Sämtliche Erzählungen. Fischer Taschenbuch. 576 S., 10 €.


http://www.neues-deutschland.de/artikel/...widerstand.html

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Liebe Grüße winke
Günter



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